Medical Delusion-Der Krieg beginnt...

Sergej gab ihr einen aufmunternden Kuss auf die Stirn, bevor sie sich schlafen legten. ,, Mach dir nichts draus. Ich werde in dieser Zeit immer an dich denken. Mein Chef hat es nicht gern, wenn ich mir manchmal frei nehme, deswegen heißt es für die nächsten Monate wohl Überstunden. Wir können ja in Kontakt bleiben, uns schreiben, oder sogar telefonieren.", schlug er vor und zog die Decke zu sich und deckte Sophy über die Schultern zu.

"Das hoffe ich. Ich werde dir oft schreiben, das ist klar." Sophy strich Sergej über die Wange, als sie neben ihm lag. Sie gab ihm noch einen Kuss, kuschelte sich wieder an ihn, bis die beiden schließlich einschliefen.
Der Abflug am darauf folgenden Tag war schmerzvoller als erwartet. Sophy musste sich die Tränen zurückhalten, als sie Sergej am Flugplatz umarmte. "Es ist verrückt. Erst heute um Mitternacht kamen wir so richtig zusammen und nun werden wir für beinahe ein halbes Jahr getrennt sein."

Sergej übersah ihre Trauer keines Falls und nahm sie bei den Händen. ,, Ich weiß wie schmerzhaft das sein kann, aber siehe stets die positiven Seiten. Wir werden bei unserem nächsten Treffen richtig viel erleben, das garantiere ich dir!", sprach er mit einem aufmunternden Lächeln und sah ihr in die glänzenden Augen. Nach einem kurzen Blickkontakt küsste er sie auf die weichen Lippen. ,, Bleibe stets optimistisch. Du hast eine gute Familie, die dir immer beistehen wird. Ich werde an dich denken und dir so bald wie möglichst schreiben.", sprach er nun etwas ruhiger.

Sophy nickte. Sie küsste ihn ebenfalls zurück. "Ich liebe dich Schatz. Bitte, seit Mitternacht meine ich das vollkommen ernst. Ich freue mich auf unser nächstes Aufeinandertreffen." Ein letztes Mal fiel sie ihm um die Arme, dann musste sie los zu ihrem Flieger. Als das Flugzeug abhob, sah sie aus dem Fenster.

Auch Sergej sah dem Flugzeug zu, bis es schließlich hinter den Wolken verschwand. Schon jetzt spürte Sergej wieder dieselbe Leere, wie noch vor nicht einmal einem Monat, als sie einander noch nicht begegnet waren. Sergejs Miene verwandelte sich wieder in eine Ernste. Danach schreitete er langsam zurück zu seinem Wagen, als ob er nun nichts mehr zu verlieren hätte. Unbekümmert machte er Rast, als er vor dem Steuer saß und den Motor anspringen lassen wollte. ~ Nun ist es wohl klar. Ich werde ihre Vergewaltiger suchen. Meinen Chef werde ich schon dazu bekommen, dass ich diesen Fall aufnehme. Ich kann kaum erwarten, wie glücklich sie doch sein wird, dass sie endlich ihre gerechte Strafe bekommen werden! Wie stolz sie auf mich währe.. ~, in seinen Gedanken geisterten weiterhin zielstrebige Pläne, wie er sie wohl glücklicher machen konnte.

Sergej legte seinen Arm um Sophys Schulter und lächelte sie munter an. ,, Wir sind bald da. ", ließ er sie wissen. Nachdem die Monate wie im Flug vergangen waren, saßen sie auch schon wieder im Zug nach Rostow am Don, der Geburtsstadt Sergejs. Draußen herrschte das rege Treiben des Frühlings. Als Sergej einen Blick aus dem Fenster nahm, entdeckte er die vertrauten Gewässer des Dons. Hier verbrachte er seine Kindheit.

"Es sieht wunderschön hier aus.", meinte Sophy und blickte wieder mit einem Lächeln aus dem Fenster. "Ich freue mich, den Ort zu sehen, wo du aufgewachsen bist."

Später befanden sie sich schon wieder am Bahnhof. Es war kein so großer Bahnhof wie in Moskau, trotzdem war einiges los. Es war sehr warm hier in Rostow. Nachdem sie beschlossen haben zu Fuß zu seinen Eltern zu gehen, um unterwegs alle Sehenswürdigkeiten einmal zu besuchen, kamen sie nach 2 Stunden an. Nun standen sie vor einem kleinen, alten Wohnblock, der noch auf dem Baustil des neunzehnten Jahrhunderts basierte. ,, Hier währen wir. ", begann Sergej und blickte zu Sophy.,, Doch bevor wir rein gehen, möchte ich sagen, dass meine Eltern mit dem Alter ein wenig misstrauischer geworden sind und auch nicht mehr das beste Benehmen haben.. Daher sollten wir uns in ihrer Gegenwart besser nicht Küssen oder zu sehr liebkosen." , erklärte er ihr. ,, Mach dir aber nichts draus. Sie werden sich schnell an dich gewöhnen.", munterte er sie auf und klopfte ihr dabei einmal auf die Schulter.

"Okay." Sophy nickte. Man merkte ihr aber ein klein wenig Nervosität an. Dennon linderte sich diese mit jedem schritt zum Wohnblock wieder.

Dort angekommen zückte er seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche und suchte den Schlüssel zur Tür, den er normalerweise immer bei sich trug. Danach sperrte er die Tür auf und trat ein. Sie schreiteten durch den Flur und nahmen die Treppe hinauf in den 1. Stock. Dort angekommen gingen sie zur Tür neben der auf einer kleinen Klingel aufgeklebt "Revjow" stand. Sergej klingelte zwei mal an, da er nicht unangekündigt die Wohnung betreten wollte. Nach kurzer Zeit öffnete sich ihnen die Tür und eine schwarzhaarige russisch Blau Kätzin stand vor ihnen. ,, Sergej! Mein kleiner Soldat ist wieder zu seinem Zuhause gekommen!" , rief sie erst begeistert und fiel ihm fast wieder um den Hals, aber sie zügelte sich, da eine fremde Person bei ihm war. Sie gab ihm erst zwei Küsse auf die Wangen. Sergej erwiderte die Geste und stellte ihr Sophy vor. ,, Das ist meine Freundin, Sophy, von der ich dir schon was erzählt habe. Sophy, das ist meine Mutter Irina." Irina musterte Sophy kurz mit einem kritischen Blick, lächelte dann aber und gab ihr die Hand, da sie von Sergej wusste, dass sie Finnin war. ,, Freut mich!", begrüßte Irina sie. Im Hintergrund hörte man ein unverständliches Gemurmel und ein weiterer Kater erschien vor der Tür. Er war sehr groß, trotz seines Alters und trug recht große, runde Brillen. Sein hellbraunes Haar besaß einige weiße und graue Strähnen. Er besaß Augenringe und wirkte etwas grimmig. Er blickte erst skeptisch zu Sophy und wand sich danach an Sergej. ,, Sohn, schön dich wieder zu sehen.", begrüßte er ihn mit einer Umarmung und derselben Geste, wie es Irina ihm zuvor machte. Erneut stellte Sergej Sophy Dimitri, seinem Vater, vor und wieder umgekehrt.

Sophy begrüßte die Eltern freundlich. Dennoch kam sie sich etwas eingeschüchtert vor, erst recht als sie in den Raum eintraten.

Als sie eintraten, nahm Irina ihrem Sohn die Jacke ab und hängte diese zur den anderen Kleidungsstücken. Auch Sophy nahm sie die Kleidung ab und hängte sie zu Sergejs. Während sie beschäftigt waren fraß sich Dimitris durchdringlicher Blick praktisch in Sophy.

Sophy bedankte sich bei Irina, spürte aber den Blick Dimitri's auf sich ruhen. Sie blieb dicht neben Sergej.

Sergej bemerkte wie dicht Sophy bei ihm war und wandte einen Blick an seinem Vater. Dieser wandte seinem Sohn einen kühlen Blick zu.
Doch schon waren sie im Wohnzimmer und hörten auf einander skeptisch anzublicken. Irina führte sie alle zu Tisch. Die Wohnung war recht gemütlich eingerichtet und sehr sauber. Seitdem Irina nicht mehr arbeitet, hatte sie mehr Zeit zum Putzen gefunden. Sergej setzte sich neben Sophy. Ihm gegenüber saßen seine Eltern. ,, Später werde ich euch etwas servieren.", meinte Irina. ,, Und für deine Freundin gibt es etwas vegetarisches!", lächelte sie Sophy munter an. Auch Sergej schenkte ihr ein geduldiges Lächeln, während Dimitri zu Tisch saß und einen müden Blick zum Fenster wand.

"Vielen Dank." Sophy lächelte freundlich zurück und hatte ihre Hände auf ihren Oberschenkel gelegt. Doch dann legte sie eine ihrer Hände auf Sergej's. Kurz sah sie mit einem eher heimlichem Blick zu Dimitri. Selbst wenn er sie in diesem Moment nicht anblickte, sagte ihr Blick aus, dass sie mit Sergej zusammen war und dies sich auch nicht ändern würde, selbst wenn sein Vater Einwände dagegen hatte.

Sergej hatte auch nicht vor die Beziehung zwischen ihm und Sophy zu verheimlichen. Er wusste, dass er gute Argumente finden würde, sollte es seinen Eltern nicht passen.
Dimitri wand sich schließlich wieder an Sergej und befragte ihn, wie es ihm bei der Arbeit ginge. Sie unterhielten sich eine Zeit lang darüber in aller Ruhe. ,, Und Sie? Was ist Ihr Beruf?", wand sich Dimitri an Sophy mit einem ruhigen, doch ernsten Blick.
Sergej mischte sich ein und sprach, bevor Sophy es tat. ,, Sie ist Ärztin vom Beruf. Das habe ich dir bereits vor einiger Zeit gesagt."
Dimitri wand seinem Sohn einen recht finsteren Blick zu. ,, Ich habe nicht mit dir gesprochen. ", erhob er seinen Ton.
Sergej ließ sich davon doch nicht beunruhigen und verschränkte stur die Arme und sah ungestört dem Geschehen zu. Für einen kurzen Moment herrschte Stille.
,, Sie kommen aus Finnland, wie ich gehört habe. Liege ich richtig?", fuhr Dimitri etwas entspannter fort und richtete sich kurz die Brille.

Sophy nickte. "Ja, ich komme aus Finnland und besitze dort eine eigene Praxis. Mit welcher Karriere haben Sie sich beschäftigt?" Sie klang keinesfalls mehr wie eigene Teenagerin, die bloß neugierig war, sondern tatsächlich wie eine erwachsene Frau. ~Ich mag noch sehr jung sein...das merke ich selbst. Aber gerade sollte ich mich anders verhalten. Ich bin froh, dass Sergej keine Probleme damit hat, wenn ich meine geistliche Jugend auslebe.~

,, Ich war Abgeordneter des NKWD. Besser bekannt als der heutige KGB.", erklärte Dimitri gelassen. ,, Wie lebt es sich in Finnland?", wollte er anschließend wissen.

"Für mich ist es meist ziemlich stressig, aber ansonsten genieße ich die Natur meines Staates.", antwortete Sophy. "Ihren Sohn habe ich das erste Mal im Lazarett getroffen. Ich habe einen Brief bekommen, in dem stand, dass man Hilfe im Lazarett von Leningrad brauchen würde, und da ich weiß, dass ich mich auf meine Arbeiter verlassen kann, habe ich die Anfrage akzeptiert." Der finnische Akzent war bei den ganzen Sätzen nicht zu überhören. Dennoch konnte man gut verstehen, was Sophy sagte. Jedoch war sich die Stute dem Ganzen auch bewusst. ~Er sieht mich die ganze Zeit so eindringlich an...ich darf keine Schwäche zeigen, noch, dass ich irgendwie eingeschüchtert wäre. Ich bin eine Frau aus einem großen Staat und habe wie jede andere Person auch meine Rechte.~, dachte sie mit einem selbsgesprächführenden Gesichtsausdruck, der ernst und gelassen zugleich aussah, während sie dabei ihren Blick nicht von Dimitri abließ.

Dimitri lehnte nun mit einem Arm am Tisch. ,, Schön, dass Sie in meinem Heimatland Arbeit leisten. Fleiß hat auch seinen Preis", meinte er mit einem kühlen Lächeln. Irina unterbrach sie für einen kurzen Moment und brachte das Essen zu Tisch. ,, Für euch gibt es frischen Fisch aus dem Don. Lasst es euch schmecken!", wünschte sie den beiden Männern mit einem Lächeln. Danach wand sie sich an Sophy. ,, Ich werde bald fertig mit dem Gemüse sein. Einen Augenblick noch!", informierte sie sie und begab sich wieder in die Küche.
Dimitri wollte gerade mit dem Essen beginnen, aber Sergej unterbrach ihn schnell. ,, Warte noch Vater. Wir fangen erst an, wenn Irina zurück ist.", meinte er. Nicht erfreut legte Dimitri das Besteck in den Teller zurück und verschränkte die Arme und wartete still.
Sergej wandte einen ruhigen Blick inzwischen an Sophy und legte seine Hand unter dem Tisch auf Ihre. Er wusste, dass sie sich mühe gab, vor seinem Vater einen guten Eindruck zu machen. Sein typischer Blick verriet ihr, dass sie sich keine Sorgen mehr machen müsste.
,, Ihr seid ein Paar, das könnt ihr nicht einmal vor einem alten Herren wie mir verbergen.", sprach Dimitri mit einem verächtlichen Unterton.
,, Das hatten wir auch nicht vor.", warf Sergej ein und blickte dabei seinen Vater ernst und kompromisslos an. Der wiederum verengte nur seine Augen und hob dabei skeptisch das Kinn.
,, Du weißt doch wie schlecht Beziehungen für deine Karriere sind.",argumentierte Dimitri und fasste sich an die linke Schläfe. Gerade als Dimitri fortfahren wollte, unterbrach ihn Sergej mit lautem Ton. ,, Es ist mir egal, welche Befürchtungen du immer hast. Ich weiß schon für mich selbst zu sorgen!"
Sein Vater machte bloß eine finstere Miene.
,, Bitte Vater. Zu Tisch möchte ich nicht über Probleme sprechen.", bat ihn Sergej mit ruhigerem Ton. Man erlebte nicht all zu oft wie aufbrausend Sergej eigentlich sein konnte.
Danach herrschte wieder unheimliche Stille.

"Keine zu große Eile.", sprach Sophy nett zu Irina. Sie blickte etwas unsicher zwischen Sergej und Dimitri umher. "Eh...aber Herr Rewjov ich habe doch auch einen anstrengenden Beruf und bin mit Ihrem Sohn zusammen. Es ist kompliziert, kommt aber auch auf die Zeiteinteilung drauf an, trotzdem funktioniert es. Ich habe auch in keinster Weise vor, Ihren Sohn von der Arbeit abzuhalten."

,, Ist schon in Ordnung", meinte Dimitri kühl. Schon kam Irina mit dem Gemüseeintopf wieder und legte einen Teller zu Sophy. Für sich nahm sie auch einen, da sie an diesem Tag mal abwechslungsreich Essen wollte.
,, Lasst es euch Schmecken.", wünschte sie allen.
Während des Essens wirkte Dimitri recht kalt und gefühlslos. Als ob ihn jemand beschimpft hätte.
Sergej machte sich keinen Gedanken mehr darüber. Aber er würde es Sophy wohl bald erklären müssen, was Dimitri eigentlich damit meinte.

"Vielen Dank." Sophy nahm sich ebenfalls einen Teller und begann zu essen. Sie bemerkte auch, dass Sergej ihr noch etwas sagen wollte, ebenso wie Dimitri auf sie zu sprechen war. ~Herranjestas...manche Leute scheinen einfach von Natur aus intolerant zu sein.~

Als schließlich auch der letzte das Essen beendete, stand Irina auf und räumte die Teller vom Tisch. Ihr schien es wohl nichts auszumachen die Arbeit zu übernehmen.
Danach setzte sich wieder zu Tisch und wandte sich mit Begeisterung an Sergej und Sophy. ,, Ich habe gehört Sie arbeiten hart. Ich bewundere harte Arbeit! Bravo! ", lächelte sie Sophy sonnig an. Sergej konnte sich selbst ein frohes Lächeln nicht verkneifen. Er war froh darüber, dass seine Mutter Sophy wenigstens akzeptierte. ,, Und wie gefällt Ihnen Mütterchen Russland?", wollte sie schließlich wissen und lehnte sich etwas über den Tisch nach vor.

Sophy lächelte zurück. "Ich mag es wirklich hier. Die Atmosphäre, die verschiedenen Gesichter der Umgebung, die Kultur. Ich habe halt leider nicht allzu oft Zeit hierher zu kommen."

,, So ging es mir auch, als ich noch arbeitete.", meinte Irina. ,, Trotzdem finde ich es schön, dass Sergej eine Freundin aus dem Ausland hat." Irina schmunzelte ein wenig verlegen, als sie davon sprach. Dimitri blickte nach seiner Abwesenheit auf zu ihnen und schenkte Irina einen kühlen, verständnislosen Blick. Sie bemerkte diesen aus ihren Augenwinkeln, ließ sich aber nicht von der Laune ihres Mannes umstimmen.