Medical Delusion-Der Krieg beginnt...

Sergej richtete sich gerade auf und behielt seinen kühlen Blick auf den am Asphaltboden liegenden Mann. " Der Kerl ist definitiv tot.", stellte er fest, als er mit seinem Fuß kurz gegen den Mann trat und dieser nicht darauf reagierte. Das Blut quoll ihm weiterhin aus dem Hinterkopf. Sergej begann sich Gedanken zu machen, wohin er ihn nun bringen könnte, damit man ihn nicht sofort entdecken würde. "Ich schaffe ihn weg. Entschuldige mich einen Moment.", teilte er Sophy mit und hob am Vorderkörper des Mannes an und schleifte ihn in die nächste dunkle Gasse. Dort angelangt sah er sich nach dem besten Platz um. Neben einpaar Kisten aus Pappe stand dort auch ein großer Müll Container. Sergej öffnete diesen, wandte sich dem Mann wieder zu und begann ihn zu heben. ~Der Kerl ist ganz schön schwer~, dachte er während er sich anstrengte den Körper in den Container zu befördern. Nach wenigen Minuten kam er wieder bei Sophy an und gab ihr einen beruhigenden Kuss auf die Wange. " Mach dir keine Sorgen um den. Sollten sie mir auf die Schliche kommen, bin ich abgesichert. Als Spion bin ich dazu befugt legal zu töten. Selbst wenn es nur ein Passant war, hätte er keinen Einfluss auf den Staat.", erklärte er ohne Skrupel. Er hob wieder seinen Reisekoffer an und hegte sich mit seinem Arm an Sophys an. " Wir sollten uns beeilen. ", meinte er noch und schwieg danach für den Rest des Weges. Als sie sich beeilten, konnte er die Auswirkungen des Kampfes gut zu spüren bekommen.

Sophy wirkte doch ein wenig verstört, aber sie sagte auch kein Wort dazu. Sie blieb bloß still, hielt den Mund. Ohne einen Mucks blickte sie Sergej hinterher, als er die Leiche wegbrachte.
Als sie nebeneinander gingen, lehnte sie leicht ihren Kopf gegen seine Schulter. Erst nach einer Weile fragte sie: "Ist auch alles in Ordnung?" Die Ruhe, die ihre Stimme dabei vermittelte, wirkte in der Dunkelheit etwas unheimlich.

,, Es sind bloß die Schläge, die mir einpaar Schmerzen zubereiten. Aber das halt ich schon aus.", meinte er und lächelte Sophy dankbar an. Als sie schließlich am Bahnhof angelangt waren, war erneut kaum Jemand unterwegs. Gemeinsam mit Sophy ging Sergej zum entsprechenden Bahnsteig, wo der Zug schon auf sie wartete. Sie betraten diesen und fanden schnell Platz, da um diese Uhrzeit nur wenige Leute verreisten. Endlich ruhig sitzen zu können erleichterte Sergej, da ihn die Schmerzen andernfalls vielleicht belasten würden. Inzwischen blickte er zu Sophy. " Möchtest du dich ausruhen?", fragte er sie mit ruhiger Stimme, da die Meisten im Waggon vor sich hin dösten.

Sophy nickte müde und legte ihre Arme um Sergej's Oberkörper. "Wenn wir bei Dir sind...dann legen wir uns am Besten sofort schlafen."

"Das machen wir.", bestätigte Sergej und legte seine Hand auf ihren Kopf und schloss seine müden Augen für einen langen Moment. Wie sonst kaum, waren seine Augenringe in diesem Moment gut zu erkennen. Anscheinend lag es an dem Stress, den er vor kurzem noch hatte. " Ruh dich ruhig jetzt aus. Ich passe schon auf, wenn der Schaffner kommen sollte.", meinte er.

Sophy nickte erneut und gab Sergej einen zärtlichen Kuss auf die Wange, bevor sie wieder ihren Kopf auf seine Schulter legte und die Augen schloss. Sie döste relativ schnell ein. Allerdings war sie eher im Halbschlaf. Zwar ruhte sie sich aus und träumte ein wenig, dennoch hörte sie im Unterbewusstsein noch die Geräusche der Realtität, wie der Zug sich über die Schienen fortbewegte, sowie Sergej's Atem und seinen Herzschlag. Ein Herzschlag einer gemochten Person hatte Sophy schon immer beruhigt. Sie zuckte nur hin und wieder mit einem Ohr, während sie einfach weiterhin döste und Sergej dabei eher ohne es zu bemerken streichelte.

Sergej schreckte plötzlich hoch und saß nun aufgerichtet in seinem Bett. Verwundert sah er sich in seinem Zimmer um. Er erinnerte sich wieder daran, wie sie vor einigen Stunden in Moskau angekommen waren und sich, nachdem sie in seiner Wohnung angekommen waren, hingelegt hatten. In seiner linken Hüfte spürte er noch den Schmerz des gestrigen Tages. Nach dem er sich auch an den Kampf erinnert hatte, wandte er einen Blick an Sophy, die nehmen ihm seelig schlief. Er lächelte sanft bei dem Anblick, wie friedlich sie eigentlich im Schlaf erschien.

Wieder hatte sie auch ihre Arme um seinen Körper gelegt. Mit ihrem Körper wärmte sie Sergej ein wenig. Bei jedem einzelnen Atemzug hob sich ihr Brustkorbbereich ein wenig, und senkte sich anschließend wieder. Man hörte dabei auch immer ein leises Schnaufen. Aber einmal kam ein leises Grummeln von ihr, wie ein Murmeln. "Mmmhmm..." Es klang ein wenig wie ein kleines Kind, wenn es trotzig war, aber natürlich hörte es sich mit Sophy's Stimme anders an. Während sie das Geräusch von sich gab, kuschelte sie sich auch gleichzeitig mehr an Sergej heran.

Geduldig lauschte er Sophys Atem und spürte ein warmes Gefühl in dem Bereich seines Magens, ein schönes Gefühl, wie er empfand. Als er doch ihr Gummeln hörte, lauschte er auf. Er vermutete schon, dass sie schlecht träumen würde, wegen des letzten Vorfalls, also beschloss er sie etwas zu beruhigen und streichelte sie sanft und langsam. Nach einer Weile, als er so weitermachte, schlossen sich seine müden Augen beinahe von selbst.

Sophy kuschelte sich nun, während sie weiterhin schlief, noch etwas höher zu ihm. Nun legte sie ihm ihren Kopf leicht an seinen Hals. Mit ihrer Hand, welche auf der anderen Seite auf Sergej's Oberhand lag, rutschte herab bis zu seiner Hand. Dort streichelte sie ihn dann ebenfalls sanft.

Der Zuneigung völlig hingegeben, spürte er seit langem wieder die Intensität der Nähe und Verbundenheit zu ihr. Das hatte er vermisst, wie er dachte, und gab ihr als Dankeschön für ihre Liebe einen sanften Kuss. 

Nachdem beide endlich aus den Federn waren und gefrühstückt hatten, bereiteten sie sich auf das Fest vor, das für den heutigen 1. Mai, wie jährlich, vorgesehen war. 
,, Ich werde zu so einem besonderen Anlass wie heute mal nicht Zivilkleidung beim Fest erscheinen, sondern in meiner Uniform.", erzählte er Sophy, als er sich gerade sein Oberteil über den Kopf auszog und in ein simples, weißes Hemd schlüpfte. 
,, Noch hast du mich nicht in meiner KGB Uniform gesehen, vielleicht auf einpaar Fotos, als wir noch bei meinen Eltern waren, aber es macht dennoch einen Unterschied, mich darin vor dir zu zeigen.", meinte er, als er sich gerade sein Hemd zuknöpfte.

"Ich bin gespannt." Sophy klang an diesem Morgen ziemlich glücklich. Selbst wenn sie eigentlich schlechte Laune gehabt hätte, an diesem Tag hätte sie sich nicht gewagt, sprich sie hätte es sich nicht erlaubt, Sergej an seinem Geburtstag die Laune zu verderben. Sie hatte für diesen Tag schon ein paar Ideen, was sie Sergej schenken konnte. Heimlich überprüfte sie, ob sie ihr Portmonnaie eingesteckt hatte. ~Und für diesen Abend wird es für uns beide was ganz Besonderes...~

Mit einem glücklichen Lächeln zog er die Uniform, die an einem Kleiderbügel hing, aus dem Kasten und betrachtete sie einige Male von allen Seiten, als ob er nach einem Fehler suchen würde. Danach zog er den Kleiderbügel raus und zog sie sich an, während er sich dabei im Spiegel betrachtete. Er richtete nochmals seinen Kragen und legte danach seinen Gürtel über die Uniform an. Wie angegossen passte ihm die Uniform und verlieh ihm gewissen Respekt und Anmut. Bevor Sergej sich Sophy doch zu wandte, setzte er sich den Hut dazu noch auf. Mit einer leichten Drehung wandte er sich ihr schließlich mit tief liegenden, ausgestreckten Armen zu und blickte sie fast schon mit strahlendem Lächeln an, wie ein Junge, der gerade ein Stück Schokolade bekommen hatte. "Jetzt fehlen nur noch die passenden Hosen und Stiefel.", scherzte er, denn er hatte noch die gewöhnliche Stoffhose an.

Sophy lächelte. "Lass dir ruhig Zeit." Sie hatte sich ebenfalls bereits einen schönen Mantel angezogen. Er wall hellbeige und hatte weiße Knöpfe und Ränder. Sie hatte auch einen langen dunkelbraunen bis schwarzen Rock an, darunter eine anliegende schwarze Hose. Einstweilen ging sie in Gedanken noch mal durch, was sie alles für Sergej besorgen würde.

Als beide fertig damit waren, sich anzuziehen, verließen sie die Wohnung. Sergej sperrte noch zu, bevor sie dann die Stufen hinab gingen. Als sie dann schließlich in Sergejs Wagen einstiegen, startete Sergej vorerst den Motor nicht und blickte Sophy mit einem lieblichen Lächeln an. ,, Ich hoffe es wird dich nicht irritieren, wenn ich vielleicht auf einpaar Kollegen treffe und mit ihnen ein kurzes Gespräch führe.", er nahm seinen Hut ab.,, Gib mir jedenfalls immer bescheid, wenn dir etwas nicht passen sollte. Ich kann mich danach richten.", meinte er anschließend und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn. Er fühlte sich sichtlich wohl dabei Sophy bei sich zu haben, denn die meiste Zeit über war er ziemlich einsam. Schließlich startete er den Motor und schon fuhren sie in Richtung roter Platz. An diesem Tag ging ziemlich viel in den Straßen Moskaus um sich, kein Wunder bei einem freien Arbeitstag. Absichtlich fuhr Sergej auch ein wenig langsamer, damit sie die Umgebung länger betrachten konnten.

"Werd' ich machen." Sophy lächelte zurück. Natürlich betrachtete sie bei der Fahrt die Umgebung mit erstaunten Augen. "Ich muss es noch mal sagen...es ist wunderschön."

Erneut lächelte Sergej glücklich. ,, Stimmt schon. Auch das Wetter ist für einen Ersten Mai sehr schön.", meinte er während des Fahren. Sie kamen zu Halt und stiegen etwas weiter weg vom roten Platz aus, da es kaum noch freie Parkplätze dort gab. Als Sergej ausstieg, atmete er die klare Frühlingsluft einmal tief ein. Immer noch glücklich, öffnete er Sophy die Tür und ließ sie aussteigen. ,, Nach dir." Fast schon wie ein Diener wies er ihr den Weg mit einem heiteren Lächeln zu.

Sophy gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange, nachdem sie ausgestiegen war. "Gehen wir direkt zum Roten Platz weiter oder willst du erst noch wo anders hin?"

,, Nein. Gehen wir direkt zum roten Platz.", meinte er. Danach gingen sie los und durchquerten die breiten Straßen der Innenstadt. Auf dem Weg begrüßten einige höfliche Leute die beiden. Immerhin sahen sie Sergej in seiner Uniform. Für Sergej waren diese einfachen Grüße wie Geburtstagswünsche. Es schien ihm kaum besser gehen zu können. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckte er einen seiner Kollegen. Dieser nickte ihm zu. Er schien wohl nicht gerne aufzufallen, oder hatte einen guten Grund dazu. Vielleicht war er ja auch im Dienst, das Sergej für unwahrscheinlich an diesem Tag hielt. Schließlich kamen sie an. 
Der Platz schien bis aufs letzte mit Leuten gefüllt zu sein. An den Mauern des Kremls waren rote Propaganda Banner aufgestellt, die Lenin, Stalin, Marx oder auch Arbeiter zeigten. Alle schienen wie ungeduldig auf den Beginn der Parade zu warten. Als Sergej und Sophy gemeinsam vor der Masse standen, wandte er sich ihr zu. ,, Folge mir ganz dicht. Ich werde dir einen Platz zeigen, der etwas ruhiger ist.", erzählte er ihr und reichte ihr seine Hand.

Lächelnd nahm Sophy seine Hand und folgte ihm auf Schritt und Tritt. ~Was wohl einige aus meinem Land denken würden. Sie würden mich als Verräterin des Staates abstempeln.~, dachte sie.

Gemeinsam drängten sie sich die Menge hindurch, bis nach vorne zum Mausoleum, auf dem sich all die hochrangigen Abgeordneten, samt Leonid Breschnew, dem damaligen Staatschef der Sowjetunion, befanden und sich von dem Geschehnis berieseln zu lassen. 
Sergej blieb schließlich stehen. Er war neben dem Mausoleum stehen geblieben und sprach mit jemandem, unverständlich was er sagte. Schließlich gingen sie einige Schritte weiter und hielten bei einpaar anderen Männern in derselben Uniform, wie Sergej sie trug, an. Sergej begrüßte sie alle. Manche wünschten ihm auch Glückwünsche für seinen Geburtstag. Er stellte der kleinen Gruppe Sophy vor.
,, Das ist meine Freundin Sophy Manhattan.", stellte er ihnen Sophy vor und behielt sie nahe bei sich. Die Männer beäugten sie mit den verschiedensten Blicken. ,, Ist sie etwa Amerikanerin?", kam es schließlich etwas abstoßend von einem großen, etwas molligen Abgeordneten. ,, Aber nein! Sie ist Finnin.", korrigierte Sergej, woraufhin der Mann einsehend nickte und die Mienen mancher anderen sich etwas entspannten. Die meisten seiner Kollegen hatten kein Problem mit den Finnen, umso mehr verachteten sie Amerikaner. 
Auf Einmal spürte Sergej einen festen Griff auf seiner Schulter. Er drehte sich ein Stück zurück und entdeckte seinen Freund Vitaly. Vitaly war um einen Kopf größer als Sergej, besaß langes Fell mit einer rot färbigen, getigerten Point Musterung, man könnte meinen er sei sibirischer Tiger. ,, Alles Gute.", kam es in seiner tiefen Stimme gelassen von ihm, ein leichtes Lächeln zog sich über seinen Mund. Sergej lächelte seinen Kollegen ruhig an. ,, Vielen Dank, mein Freund.", erwiderte er und klopfte ihm einmal leicht auf den Arm. Vitalys kühler Blick traf nach kurzer Zeit schon auf Sophy. Durchdringlich, fast schon nach einem Geheimnis suchend, blickte er ihr trotzdem ruhig in die Augen. ,, Das ist meine Freundin Sophy.", stellte er Vitaly sie vor. Vitalys Blick rührte sich nicht. Trotz seiner ernsten Miene schienen seine Augen etwas ruhiges und warmes auszustrahlen, wie die eines treuen, alten Hundes, der über einen wachte. ,, Sophy, das ist mein Partner Vitaly Vodkow", stellte Sergej auch Sophy Vitaly vor. Ihm fiel der Blick seines Kollegen zwar auf, aber er machte sich keine Umstände.

Sophy begrüßte die Kollegen Sergej's mit einem leichten Nicken und einem einfachen respektvollen Gruß. Bei Vitaly war sie erst etwas verwirrt wegen seinem Blick, dennoch begrüßte sie auch ihn. "Russland ist schön.", sprach sie dann lächelnd an alle gewandt.

Einige seiner Kollegen schmunzelten, als sie Sophy hörten. Die Meisten schienen dennoch froh über weiteren, interessanten Besuch zu sein. Vitaly sprach noch ein wenig mit Sergej, bevor der sich wieder an Sophy wandte und daraufhin die Musik losspielte. Somit begann das Fest. ,, Ich hoffe es wird dir gefallen.", flüsterte Sergej Sophy noch zu und lächelte sie herzlich an. Danach wandte er sich dem Umzug zu. Praktisch alle schienen nun die Aufmerksamkeit darauf zu richten.

Sophy horchte wirklich auf, als sie die Musik ertönen hörte. Sie drehte sich um und drückte sich leicht an Sergej. Gespannt blickte sie auf die große Fläche des Roten Platzes, darauf wartend, dass das Fest beginnen würde.

Sergej genoss das Fest und die Umgebung, aber auch Sophys Anwesenheit. Er war nämlich froh, dass sie einmal bei so einem pompösen Anlass dabei war. Er erzählte Sophy auch einige Male etwas über gewisse hohe Angehörige, die beim Staatsoberhaupt, am Mausoleum standen und zur Menge hinunter winkten, oder das Fest über sich ergehen ließen.
Als das Fest zu seinem Ende neigte, gab es nochmals die Staats Hymne, zu der einige seiner Kollegen sagen und auch er nicht darauf verzichtete.
Zum Schluss verabschiedete sich Sergej bei seinen Kollegen und wandte sich Sophy wieder voll und ganz zu. ,, Und, wie hat es dir hier gefallen?", fragte er sie mit einem zufriedenen Lächeln, das selbst nicht verschwinden würde, wenn sie ihm nicht zustimme.