Medical Delusion - Rollenspiel

Sergej wusste warum Sophy sich so unsicher verhielt, doch er ließ es sich gar nicht anmerken. Mit der Zeit würde sie schon vergessen, warum sie eigentlich so nervös war. Sie darauf anzusprechen würde auch nichts bringen oder vielleicht sogar alles verschlimmern.
"Danke, ich habe genug", antwortete er ihr.
~Es wäre angebracht sie dennoch etwas zu beruhigen~, dachte er sich, doch war noch etwas unentschlossen, wie er es angehen würde.

Langsam erhob Sophy sich von ihrem Stuhl. Sie räumte den Tisch ab, brachte alles zu der Abwasch und machte sich sofort ans Geschirrspülen. Kurz überlegte sie, ob sie Sergej einen Vorschlag machen sollte, womit er sich eventuell beschäftigen könnte. Sie machte den Mund auf und holte etwas Luft, als wollte sie bereits etwas sagen. Aber nichts kam. Sie schloss den Mund wieder und spülte weiterhin ab. Um sich selbst etwas abzulenken, peitschte sie kurz einmal mit dem Schweif.

Sergej merkte das, stand auf, ging zu ihr hinüber und fing an ihr beim Geschirrspülen zu helfen. "Lassen Sie mich den Rest machen", bat er sie, ohne sie anzusehen. Er sah nur auf ihre dünnen Hände, die gerade am Arbeiten waren.

Sophy blickte zu seinem Kopf auf, dann nickte sie. "Okay." Sie ging anschließend zurück in das Schlafzimmer, um den Ersthilfekasten wieder zu sortieren. Als Nächstes kümmerte sie sich um das Bett.

Als Sergej fertig war und die sauberen Sachen noch mit einem Lappen trocknete, überlegte er, wie er Sophy etwas besser kennen lernen könnte. Sie hatte die Neugier in ihm erweckt, denn sie hatte Dinge zu verbergen.

Sophy konnte ihre Nervosität nicht loswerden, so sehr sie es auch versuchte. Noch nie hatte sie eine fremde Person bei sich beherbergt, und nun musste sie sich durchgehend mit den unangenehmen Gefühlen konfrontieren. Sie hasste es, dass sie sich nicht mal daran gewöhnen konnte. Ein langes Seufzen erleichterte ihre Brust ein wenig ihres Unbehagens, doch trotzdem war Sophy ein wenig hektisch im Tun.

In seinen Gedanken versunken, fiel Sergej plötzlich ein, dass seine Flucht noch lange nicht vorüber war. Es war ihm klar, dass seine Verfolger hier bald aufkreuzen würden und dann wär's aus, sowohl für ihn selbst als auch für Sophy. Es musste also schnellstens eine Lösung her, am besten indem er etwas mehr über Sophy erfuhr, denn Eines war ihm sicher; in diesem Haus war er nicht mehr geschützt.

Nachdem Sophy fertig mit dem Sortieren war, begab sie sich ins Badezimmer, um eine Dusche zu nehmen. Sie schloss die Tür ab und entledigte sich ihrer Klamotten. ~Ich hoffe, er braucht nichts von mir. Weil ich will ihm eigentlich nicht durch die Badezimmertür antworten, wenn er weiß, dass ich dusche.~

Sergej wartete noch ein wenig in der Küche und setzte sich auf den Stuhl, auf dem er beim Essen auch gesessen hatte.
Im Hintergrund hörte er das leise Geräusch der Dusche. Er entschloss sich auf sie zu warten.
Es war ruhig. Das Einzige vernehmbare Geräusch war das Ticken der Uhr, die in der Küche hing.

Sophy blieb nach dem Duschen noch im Bad, mit den Tüchern um sich gewickelt. Sie wollte noch warten, bis ihr Fell getrocknet war, bevor sie den Raum wieder verlassen würde. Gleichzeitig kümmerte sie sich auch darum, ihren Schweif gut auszuwinden und ihn auch im noch feuchten Zustand ein wenig zu kämmen. Den gleichen Vorgang erledigte sie dann noch mit ihrer Mähne, dann föhnte sie ihr Langhaar und kämmte es erneut. Nun war sie endlich soweit, das Badezimmer zu verlassen und sich etwas anzuziehen. Sie begab sich also in das Schlafzimmer und öffnete ihre Kommode. Als sie sich einen bis zu knapp unter die Knie reichenden, blauschwarzen Faltenrock und eine weiß-schwarz karierte Bluse angezogen hatte, trug sie noch eine klebrige Salbe auf ihre Narben auf, welche sich auf ihren Beinen befanden. Anschließend streute sie weißes, klein zerschnipseltes, künstliches Fell darauf. Vor dem Spiegel überprüfte Sophy noch gründlich, ob sie die Narben gut genug abgedeckt hatte; - Man konnte kaum erkennen, dass sie etwas vertuscht hatte. Man musste schon wirklich ganz genau hinsehen, um minimal etwas zu sehen. Sophy packte die Salbe und das künstliche Fell wieder weg, bevor sie schließlich wieder ins Wohnzimmer kam.

Sophy betrat gerade das Wohnzimmer, Sergej saß bereits auf einem der Hocker, die dort platziert waren und wandte seinen Blick zu ihr. "Gut erholt?", fragte er sie aus reinster Höflichkeit.

Diesmal schaffte es Sophy, sich etwas zu überwinden und zauberte sich selbst ein warmes Lächeln. "Ja. Mit mir ist alles in Ordnung. Wie ergeht es Ihnen?"

"Auch gut", meinte er nur. Schon wieder herrschte ein kurzer Moment der Funkstille zwischen den Beiden.
"Jetzt ist wohl der perfekte Moment um mich bei Ihnen für Alles zu bedanken, was sie für mich getan haben.", fing er an und fuhr sofort wieder fort. "Sie haben mir das Leben im letzten Moment gerettet. Ohne Sie währe ich jetzt nicht mehr. Dafür bin ich Ihnen mehr als nur dankbar.", sprach er während er innerlich an sich selbst zweifeln musste. Er fühlte sich aufgewühlt, als ob er nicht mehr er selbst währe, seit jeher.

Sophy sollte es eigentlich gewohnt sein, von Patienten Komplimente in der Richtung zu bekommen. Trotzdem überkam sie ein leicht unsicheres und doch geschmeicheltes Gefühl. "Nicht der Rede wert. Erstens ist das mein Beruf, und Zweitens helfe ich immer wieder gern." Sie setzte sich wieder auf einen Stuhl und zog einen kleinen Notizblock zu sich. Auch, wenn sie den Gedanken nicht mochte, Sergej später alleine zu lassen, fragte sie: "Soll ich irgendwas Bestimmtes einkaufen? Ich brauche nämlich ein paar Lebensmittel."

Sergej gefiel ihre Bescheidenheit und lächelte leicht. "Danke, brauche nichts.", sagte er nach einem Moment des Nachdenkens.
"Was wollen Sie überhaupt besorgen?", wollte er wissen.

"Nur das Übliche. Gemüse, Obst, Milch und vielleicht ein paar Kräuter und Teebeutel."
Sophy nahm sich ihren Wintermantel vom Kleiderständer, welcher neben ihr stand.

"Ah, könnten Sie mir doch einpaar Zigaretten besorgen? Ich gebe ihnen meinen Schein, bekommt man ja nicht überall.", bat er sie.

Sie nickte kurz. "In Ordnung." Dabei zog sie noch den Gürtel ihres Mantels zu, bevor sie seinen Schein entgegennahm. "Irgendeine bestimmte Marke?"

"Papirossa", sagte er knapp. "Danke, dass Sie das für mich erledigen.", fügte er hinzu, um einen besseren Eindruck zu machen. Würde sie zurückkommen, würde er sie noch etwas ausfragen wollen.

Schließlich nahm Sophy noch den Weidekorb in die linke Hand. Sie schloss die Eingangstür auf. "Alles selbstverständlich.", sprach sie wieder mit einem leichten Lächeln. "Ich bin in etwa einer halben Stunde wieder da. Und ich weiß wie das klingt, aber machen Sie bitte niemandem die Tür auf." Sie machte sich doch Sorgen, man könnte ihnen die ganze Zeit über auflauern.

"Ja, ist klar.", antwortete er und lehnte sich am Türrahmen des Vorzimmers zum Wohnzimmer. "Bis gleich!", verabschiedete er sich, bevor die Tür dann zufiel. Nachdem Sophy die Gegend verlassen hatte, wandte er sich dem Wohnzimmer zu und krempelte seine Ärmel auf bis zu seinen Ellbögen. Schamlos fing er den Kasten, der in ihrem Wohnzimmer stand, zu durchforsten und suchte nach Geheimfächern. Sergej wollte anhand spezieller Besitztümer herausfinden, was Sophy für eine Person war und was sie im Schilde führen könnte. Mit Geschick legte er Alles, was er angreifte, wieder im ursprünglichen Zustand zurück.

Während Sophy noch den kleinen Weg entlang zu ihrem Fahrrad ging, blickte sie sich wachsam um. Etwas nervös setzte sie sich auf den Sattel, strich sich noch ein paar Strähnen aus dem Gesicht und fuhr los. Zumindest schien die Sonne, aber die Gegend, in der sie hier wohnte, war abgelegen.

Bislang fand Sergej nichts Außergewöhnliches, bis er im Schlafzimmer die unterste Schublade des Nachtkästchens durchforstete. Versteckt unter anderer Unterwäsche lag ein rot-schwarzes Dessous. Sergej hob eine Augenbraue und lächelte für einen Moment leicht hämisch, danach legte er es wieder zurück. Er malte sich für einen Moment aus, wie sie damit aussehen würde, doch verdrängte den Gedanken wieder während er seine Stirn runzelte.

Sophy befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Markt. Sie hatte Glück, denn die Lebensmittel sahen allesamt noch frisch aus. Sie war erleichtert, schnell mit dem Einkauf fertig zu werden. Als die Sonne noch ein wenig mehr hervorkam, schnaufte sie kurz. ~Vielleicht wird heute ja doch nicht ein so schlechter Tag.~

Als Sergej im Badezimmer suchte, fand er das Übliche; Nagelscheren, Parfums und etliche andere Pflege und Schönheitsprodukte, doch dann entdeckte er diverse psychotische Medikamente. Sergejs Miene wurde ernst als er die Beschriftung der Medizin las. Sergejs Ohren zuckten, als er ein Geräusch von draußen vernahm und packte das Medikament, das er in der Hand hielt, zurück zu den anderen, krempelte sich die Ärmel zurück und begab sich zurück in das Wohnzimmer. Er hatte genug gesehen und konnte sich nun ein besseres Bild von der Persönlichkeit hinter Sophy machen.